Acampamento Marielle Vive – ein urbanes Zeltlager der MST. Ein Kommentar über Landkonflikte, Leben und Mord und das Zerstören von Ordnungen (Sept 2019)

Von Benjamin Bunk

Am frühen Morgen des 18. Juli 2019 fährt ein Mann seinen Pick-up absichtlich in eine Demonstration der Movimento dos Sem Terra (MST) in Valinhos-SP. Ein 72-jähriger Aktivist aus dem Acampamento Marielle Vive stirbt, zehn weitere werden verletzt. Eine verstörende Handlungsweise, die hier Erinnerungen an den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016, dort an das Vorgehen gegen die Bewegung der Landlosen in den 1980er Jahren weckt; die erste Tote der Bewegung, Roseli Nunes, wurde auf diese Weise umgebracht. Es entsteht der Eindruck, dass Jahrzehnte der (institutionellen) Demokratisierung in manchen Köpfen keine Spuren hinterlassen haben. Und es stellt sich die Frage, ob in Zeiten, in denen äußere Ordnungen zerstört oder haltlos werden, kein innerer Halt wider den Hass besteht. Dafür steht das MST-Zeltlager Marielle Vive – aber auch für eine neue Erfahrung der MST mit urbanen Besetzungen.

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