26. März 2022: Situação política e perspectivas do Brasil Zur politischen Lage und den Perspektiven Brasiliens Referent: João Pedro Stédile, Direção Nacional do MST Simultanverdolmetschung: portuguiesisch/deutsch Zeit: 15-16:30 Uhr (CET) Moderation: Wolfgang Hees & Fabian Kern Im Rahmen der Kobra-Frühjahrstagung, 25.-27.03.2022, Hamburg
5. Mai 2022: Feminismo Campones – a luta das mulheres do campo Ländlicher Feminismus – Kämpfe der Frauen auf dem Land Referentin: Dr. Kelli Mafort, Direção Nacional do MST Simultanverdolmetschung: portuguiesisch/deutsch Zeit: 19-21 Uhr (CET) Moderation: Juliana Canedo
2. Juni 2022: A crise ambiental e as soluções populares Die ökologische Krise und alternative Wege Referentin: Bárbara Loureiro, Coordenação do Plano Nacional Plantar Arvores e Produzir Alimentos Saudáveis Simultanverdolmetschung: portuguiesisch/deutsch Zeit: 19-21 Uhr (CET) Moderation: Benjamin Bunk
In Zusammenarbeit mit FDCL, Brasilieninitiative Berlin, KoBra – Kooperation Brasilien
Organisation: Benjamin Bunk, Mareike Wiegels, Christian Russau, Fabian Kern
Einmalige Anmeldung bitte per Mail an: vortragsreihe.2022@mstbrasilien.de –> Der Link zur jeweiligen Veranstaltung wird am Tag vorher verschickt
Weitere Präsenz-Abendveranstaltungen (in Zusammenarbeit): Giftige Pestizide – ein globales Geschäft auf Kosten von Mensch und Umwelt
27.4. Berlin (BfdW), 19-21 Uhr: Brasilien: „Vom Paradies der Agrargifte zum Paradies der Agrarökologie – mission impossible? Mehr Infos hier
28.4. Köln (Allerweltshaus): 19-21 Uhr: „Giftige Pestizide in Brasilien: Der Fall des Chemieriesen Bayer im Fokus“ Referentin: u.a. Prof. Dr. Larissa Bombardi, USP/Brüssel Konsekutivverdolmetschung: portuguiesisch/deutsch; zzgl. Livestream Detaillierte Informationen: zu Inhalt, Zeit & Ort: FDCL Mehr Infos hier
Die MST besetzt Gebiete in den Bundesstaaten São Paulo, Bahia und Rio Grande do Norte und kündigt noch in diesem Jahr weitere Besetzungen an
Originalartikel von der Seite der MST (27.10.2021), übersetzt und zusammengefasst von Mareike Wiegels und Manuel Graf
Nach einer langen pandemiebedingten Pause wurden in den letzten zwei Wochen drei neue Besetzungen in den Bundesstaaten São Paulo, Bahia und Rio Grande do Norte durchgeführt. Damit nimmt die MST ihr wichtigstes Instrument im Kampf für eine soziale Landreform („Reforma Agrária Popular”) wieder auf. Aparecido Gomes Maia, Leiter des MST in der Region Pontal de Paranapanema in São Paulo, erklärte: „Besetzungen sind ein legitimes Mittel im Kampf um Land. Wir fordern vom Staat eine schnelle Zuweisung von Land.“ [….]
Vom Kollektiv der Internationalen Beziehungen der MST Den Originaltext finden Sie hier. Übersetzung: Ulrike Clemen
Als COVID-19 zu einer Pandemie wurde haben wir noch daran geglaubt, dass dies eine Chance für die Menschheit darstellen könnte. Wir haben daran geglaubt, dass es wichtiger sein würde der gesamten Bevölkerung Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem zu gewähren, als die Rentabilität der Banken sicherzustellen; dass es wichtiger sein würde Beatmungsgeräte herzustellen, als Smartphones; dass eine internationale Kooperation für die Entwicklung eines Impfstoffes wichtiger sein würde als der freie Markt; dass Nahrungsmittel, die von Bauern produziert werden wichtiger sein würden als Industrieprodukte. Vielleicht war es naiv nicht zu bedenken, dass sich der Kapitalismus bereits in einer strukturellen Krise befand als die Pandemie kam.
In diesem Jahrhundert konnten wir beobachten, wie sich die Krisen […] immer mehr häufen und immer destruktiver werden. Gleichzeitig hat auch der Hunger des Kapitals die Umwelt zu zerstören, sämtliche Aspekte des Lebens zu kommerzialisieren und Produkte mit kurzer Haltbarkeit herzustellen immer mehr zugenommen. Und dies alles im Kontext der Entstehung einer neuen Opposition gegen die USA, angeführt von China.
In der Zeit des Kalten Krieges propagierte die USA den „american dream“ und den amerikanischen Lebensstil, der Westen wurde als eine „Welt der Mittelschicht“ dargestellt (was nicht heißt, dass dieser Traum Wirklichkeit geworden wäre). Das Neue an der Ära Donald Trump ist, dass die USA der Menschheit nichts mehr zu bieten hat. Nicht ein einziges Projekt, keine ideologische Debatte und keine gesellschaftliche Vorstellung. Die Trump-Doktrin besteht ausschließlich aus der Ausübung von Macht – weil sie können, weil sie wollen.
Es ist beeindruckend, dass sich Menschen diesem Projekt anschließen und unterwerfen ohne etwas angeboten zu bekommen. Wir beziehen uns hier auf die brasilianische Elite. Bolsonaro hegt eine tiefe Bewunderung für die USA und besonders für Donald Trump. […] Aber Leute wie sein Finanzminister, Paulo Guedes (ein Chicago Boy) oder der Präsident des Nationalkongresses, Rodrigo Maia, lassen sich nicht von der Bewunderung leiten: sie verfolgen ein ultraliberales Projekt um dieses Land zu führen und das erfordert eine autoritäre Regierung die unpopuläre Maßnahmen durchsetzt.
Weder der Finanzsektor oder die Industrie noch das Agrobusiness haben jemals Jair Bolsonaro wegen seiner machohaften, frauenfeindlichen, homophoben und aggressiven Meinungen gerügt. Es gibt eine liberale Opposition, die in den Medien ihre Missbilligung äußert. Aber kein Unternehmer hat je Kritik geäußert.
Bolsonaro führt das Projekt fort, das 2016 mit dem Putsch gegen Dilma Roussef eingeleitet wurde. Es gibt kaum ein anderes Land auf der Welt das so viele ultraliberale Reformen in so kurzer Zeit durchgeführt hat wie Brasilien in den letzten vier Jahren. […]
Die Essenz des Projektes, das Jair Bolsonaro an die Macht gebracht hat, ist der Rückzug des Staates aus der Wirtschaft und der Gesellschaft zugunsten privater Investitionen. Das zeigt sich beispielsweise in der Umweltpolitik. Das zweite Jahr in Folge nehmen die Waldbrände im Amazonasgebiet und dieses Jahr auch im Pantanal zu. Durch diese Brände kann die Agroindustrie Waldgebiete in Sojaanbaugebiete und Weideland umwandeln. Obwohl die Besitzer dieser Flächen bekannt sind, ist es bisher zu keinen Strafen oder Festnahmen gekommen. Wie Bolsonaro bereits gegenüber Al Gore geäußert hat, ist es sein Wunsch, dass die USA das Amazonasgebiet ausbeuten. […] Zurzeit diskutieren die drei größten Privatbanken des Landes, wie der Urwald des Amazonasgebietes in Privatkonzession am besten ausgebeutet werden kann.
In fast keinem anderen Land ist der Rückgang des Bruttosozialproduktes so hoch wie in Brasilien. Die brasilianische Wirtschaft ist in den letzten fünf Jahren nicht gewachsen und die Rezension wäre auch ohne die Pandemie eingetreten. Im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2019 ist die Wirtschaft um 11,4% eingebrochen. […]
In dieser Lage hätte man vom Staat erwartet, dass er handelt um die Ökonomie zu retten, besonders angesichts der Tatsache, dass es bereits 12 Mio. Arbeitslose gibt. Doch der Haushalt für das kommende Jahr sieht u.a. Kürzungen in der Bildung, im Gesundheitswesen, der Wissenschaft und Technik vor. Zudem sollen die aktuellen Corona-Hilfen für notleidende Familien abgeschafft werden.
Gemeinsam mit dem neuen Haushalt, hat die Regierung einen Reformvorschlag gemacht, der den Kündigungsschutz für Staatsbeamte aufhebt. Für die bewaffneten Streitkräfte ist dagegen eine Erhöhung des Etats und eine Aufstockung des Personals vorgesehen. Mit der Allianz zwischen Finanzen und Militär in vorderster Front des Landes kann sich Jair Bolsonaro ganz seinem persönlich-politischen Projekt widmen: den Staat zu benutzen um Ermittlungen und Verurteilungen gegen seine Familie und Freunde wegen ihrer Geschäfte in Zusammenhang mit den „Carioca-Milizen“ (paramilitärische Gruppen in Rio de Janeiro) zu verhindern.
Unter diesen komplexen Verhältnissen müssen die sozialen Bewegungen bestehen. In der ökonomischen und sozialen Krise scheinen die Individuallösungen attraktiver und die Organisierung der Bevölkerung ist durch die Abstandsregeln und Repressionen erschwert. Militär und Bundespolizei sind die soziale Basis des Bolsonarismus. Das reicht bis hin zur Organisierung von Streiks gegen progressive Regierungsmitglieder als Methode der Destabilisierung von Oppositionsregierungen. Seit der Amtseinführung hat sich die Polizei legitimiert gefühlt Amtsmissbrauch zu begehen, wie die erhöhte Sterblichkeitsrate bei Polizeieinsätzen in Rio de Janeiro belegt oder die Überwachung von antifaschistischen Demonstranten.
Gleichzeitig aber sind die Verhältnisse, die dieses Projekt aufrecht erhalten fragil. Der Ultraliberalismus ist nicht in der Lage den ökonomischen und sozialen Kollaps aufzuhalten. Es ist die Aufgabe der sozialen Bewegungen konkrete Lösungen für diese Krise zu erarbeiten: durch Solidaritätsaktionen stärken wir unsere Verbindungen mit den Arbeiter*innen in den Städten, wir produzieren Nahrungsmittel, bauen Siedlungen (assentamientos) und treiben unsere Kampagne zur Pflanzung von Bäumen voran.
Wir sind nicht naiv. Wir sind uns der Macht und der Offensive des Kapitals in diesen Zeiten bewusst. Aber wir glauben an die Fähigkeiten der Menschen und an die humanistischen Werte. Darum glauben wir auch weiterhin, dass die Zeit nach der Pandemie die Zeit des Nachdenkens und des Wiederaufbaus der Leitprinzipien der Menschen sein wird: die Kooperation zwischen den Völkern, die Weiterentwicklung der Menschheit auf Basis der gerechten Ökonomie und eine Gesellschaft der Gleichheit und des Respekts vor der Natur und der Umwelt.
Vom Kollektiv der Internationalen Beziehungen der MST Den Originaltext finden Sie hier. Übersetzung: Mareike Wiegels
Die strukturellen Umstände
Wir erleben eine schleichende und lang anhaltende Krise der Reproduktion des kapitalistischen Systems, jedoch gab es aufgrund der Pandemie eine Beschleunigung der Konsequenzen der Krise für die Völker, für die Art der Ausbeutung von Arbeitskräften und der natürlichen Ressourcen. Die Krise ist tief und wirkt sich aus auf die Grenzen der Expansion des Kapitals und auf die Überproduktion von Waren, sie ist aber auch eine zivilisatorische Krise, die dazu neigt, die Formen der Barbarei des menschlichen Lebens zu verstärken, insbesondere gegen die verarmte und schwarze Bevölkerung.
Die Krise hat wirtschaftliche, politische, soziale, ökologische und gesundheitliche Dimensionen.
Die Pandemie zeigt uns die dringliche Notwendigkeit, uns mit den Umwelt- und Agrarproblemen im Zentrum der politischen Debatten auseinanderzusetzen. Viele Wissenschaftler verweisen auf das Ungleichgewicht zwischen den Menschen und der Natur und auf die Zerstörung tropischer Wälder, die zu Veränderungen in Ökosystemen und Formen des tierischen Lebens führen, als den Ursprung der Pandemie.
Die gegenwärtige Phase der Entwicklung des Kapitals bringt die intensive zerstörerische Kapazität der Natur hervor und extreme Gewalt gegen die Völker, die wichtige Formen des Widerstands in ihren Gebieten leisten. Wir erleben neue Formen der Enteignungen, erzwungene Migration, das Zurückgehen autonomer Lebensmodelle und die Generalisierung der präkarisierten Arbeit auf dem Land und in städtischen Gebieten.
Die Krise des Kapitals führt zu einer fehlenden Kontrolle über ihre zerstörerischen Auswirkungen, und die Pandemie, die den Verlust von Tausenden von Menschenleben verursacht hat, ist einer der Beweise dafür. Die aktuelle Dynamik macht deutlich, dass es in der Natur des Kapitals liegt, die Natur stark aus dem Gleichgewicht zu bringen, dabei Billionen von Virenarten, die in den Wäldern existieren, freizusetzen und Pandemien zu verursachen. So wird es dringend, notwendig und menschlich, für strukturelle Transformationen zu kämpfen, die ausgewogene Formen der Beziehung zur Natur, sowie Einkommens- und Vermögensumverteilung und neue Formen der Macht miteinander kombinieren.
Die Widersprüche, die sich zeigen, sind so tief, dass rechtsextreme Formen der politischen Kontrolle mit neofaschistischen Charakteristiken wiedererscheinen. Diese entstehen dort, wo das Kapital strategische Interessen hat, wie dies in mehreren lateinamerikanischen Ländern und in Brasilien der Fall ist. Religiöse, rassistische, frauenfeindliche und fremdenfeindliche Formen des Fundamentalismus werden dadurch verstärkt.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Veränderungen in der Geopolitik und dass, was sich aus dem Kampf um die kommerzielle Hegemonie auf der Welt ergeben wird, einen zentralen Einfluss auf die gesamte Region haben wird. Im heutigen Brasilien etabliert sich eine untergeordnete Beziehung mit der Trump-Regierung und dem nordamerikanischen Staat, mit starken Auswirkungen auf die nationale Souveränität.
Die politische Situation und dynamischen Elemente der Widersprüche zwischen den Klassen
Die aktuelle Situation ist geprägt von Auseinandersetzungen, die durch den Staatsstreichs 2016 und seine Folgen für das brasilianische Volk auf die Tagesordnung gebracht wurden. Diese dynamischen Elemente, die die politischen Umstände beeinflussen, führen in der Pandemie zu einem neuen Szenario der Auseinandersetzungen.
Die Agenda des Staatsstreiches umfasst ein breites Programm:
a) Privatisierungen von öffentlichen Unternehmen und Banken; b) territoriale Regularisierungen der illegalen Aneignungen von Land (ca. 65 Millionen Hektar, vor allem im Amazonas); c) Ausweitung der Agrar- und Bergbaugebiete für die Extraktion von Waren; d) Zulassung von Agro-Toxinen und neuen genetisch Veränderten Produkten; e) Deregulierung der Arbeitsbeziehungen; f) Abbau erworbener Rechte wie Sozialleistungen im Alter; g) Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen im Bereich Gesundheit und Bildung; h) Kontrolle privater Daten und Informationen; i) Steuerbefreiung und staatliche Subventionen unter anderem für Unternehmen und Privatbanken.
Es ist diese politische Agenda des Putsches, die die herrschende Klasse vereint und ihre Ausführung durch die Regierung Bolsonaro wird bestimmen, wie lange diese an der Macht bleibt.
Im Moment gibt es, trotz bestehender Spaltungen, keinen Hinweis auf ein Auseinanderbrechen der herrschenden Klasse, die die Verurteilung und Amtsenthebung der gegenwärtigen Regierung provozieren würde.
Zu Beginn dieses Jahres gab es eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein solches Auseinanderbrechen. Die brachte Bolsonaro dazu, unterstützt von Trump einige Maßnahmen einzuleiten:
1. Vereinbarungen zur Aushandlung von Positionen und Ressourcen für Sektoren der Mitte-Rechts-Partei, insbesondere im Nationalen Kongress, als Abschirmung vor dem Fortschreiten der Amtsenthebungsersuchen (derzeit gibt es 50); 2. Militarisierung der Regierung; die bewaffneten Streitkräfte besetzen 8 Tausend Positionen in der gegenwärtigen Regierung und dessen Budget wurde erhöht; 3. Ein starkes Bündnis mit fundamentalistischen Sektoren, hauptsächlich Evangelikalen (pentecostales) und einem Teil der konservative Medien; 4. Zunahme der Investitionen in offizielle Propaganda und inoffizielle gefälschte Nachrichtennetzwerke.
Bolsonaro organisierte sogar eine Invasion des brasilianischen Obersten Gerichtshofs als eine mögliche Beschlagnahmung seines privaten Mobiltelefons im Raum stand, die Hinweise auf seine Beziehungen zu gefälschten Nachrichten (fake news) und sogar zuparamilitärischen Gruppen (den sogenannten Milizen) hätte liefern können. Der Selbstputsch war erfolglos, aber er diente dazu zu zeigen, wie weit Bolsonaro, im Bündnis mit dem Militär, bereit ist zu gehen.
Die durch Bolsonaro ergriffenen Maßnahmen scheinen ihm ein günstiges Ergebnis beschert zu haben, und heute sieht er ein erhöhte Zustimmung der Bevölkerung, selbst angesichts der begangenen Gräueltat, sich als Verbündeter des Virus inmitten einer Pandemie gegen das Volk zu stellen. Seine zunehmende Popularität hängt auch mit der Gewährung einer monatlichen Nothilfe zusammen, die rund 60 Millionen Brasilianern in einer Situation sozialer Vulnerabilität gewährt wurde (zunächst war die Regierung gegen diese Maßnahme, wurde aber vom Nationalkongress dazu gezwungen, Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um die Auswirkungen der Pandemie auszugleichen).
Den Anstieg der Popularität von Bolsonaro kann man jedoch nicht so einfach erklären, da er auch in direktem Zusammenhang mit der Basis des Bolsonarismus steht, besser gesagt mit den fundamentalistischen Grundlagen, die schon lange vor Bolsonaro da waren, der sich als geeignetes Phänomen einer früheren Krise zeigte.
Es gibt natürlich auf verschiedenen Ebenen in den dominierenden Sektoren Widersprüche, hauptsächlich zwischen Sektoren der Rechten und der extremen Rechten, unter anderem, aber das Wichtigste ist hervorzuheben, dass das Element, das zur Zeit die brasilianischen Umstände beeinflusst, leider nicht im Klassenkampf zu finden ist, sondern bestenfalls im Beginn eine Auseinandersetzung innerhalb der Bourgeoisie.
Die Basis-organisationen und der linke Sektor haben aktuell viele Schwierigkeiten, auf der Bühne herauszustechen, trotz aller Initiativen, die durchgeführt werden, die leider nicht ausreichen, um Bolsonaro und sein Projekt des Todes zu zermürben. Es gibt jedoch wichtige Widerstandsgruppen wie der Streik der Lieferservice Arbeitern und Arbeiterinnen, die antirassistischen und antifaschistischen Demonstrationen von organisierten Fußballfans, der Streik der Postangestellten, die symbolischen Aktionen, die „Bolsonaro Raus!“ fordern, und der jüngste Widerstand gegen die Räumung des MST-Lagers Quilombo Campo Grande im Bundesstaat Minas Gerais.
Eine weitere wichtige Initiative der Bevölkerung war die politische Artikulation rund um die Kampagne gegen Bolsonaro, die AktivistInnen verschiedener Bewegungen, Parteien, Gewerkschaftszentralen und Kirchen zusammengebracht hat. Diese Kampagne hat wichtige politische Einheit in den linken Sektoren geschaffen.
Brasilien und COVID-19
In Bezug auf die Pandemie sind wir das schlechteste Land der Welt bezüglich der Sterblichkeitsrate (53 Todesfälle durch COVID-19 pro 100.000 Einwohner, die haben wir USA mit diesem Ergebnis übertroffen); heute haben wir 114.772 Tote und 3.605.783 Infizierte (24.08).
Die meisten Dienstleistungsstellen wurden wiedereröffnet und es herrscht ein Klima der Rückkehr zur Normalität, dadurch werden durchschnittlich tausend Todesfälle pro Tag zum Schweigen gebracht. Diese Relativierung ist zum Teil erklärbar aufgrund der Tatsache, dass sich die Todesfälle durch COVID-19 in der Mittelschicht und dominanten Klasse stabilisiert haben und und nun heute noch mehr die Armen, die BewohnerInnen der Peripherie und die schwarze Bevölkerung betreffen.
Derzeit wird heftig über die Risiken bei einer Wiedereröffnung der Schulen diskutiert. Private Schulsektoren haben einen großen Druck auf die Regierungen ausgeübt, die Schulen wieder zu eröffnen, was auch eine neue Welle von Infektionen bedeuten sollte, da Kinder eine starke Viruslast haben können und ansteckend sind, auch wenn sie asymptomatisch sind.
Während der Pandemie gab es eine Zunahme der Polizeigewalt gegen die Armen sowie eine Zunahme der häuslichen Gewalt; Minderjährige, Teenager und Jugendliche, älteren Menschen und LGBT waren davon betroffen.
Der emblematischste Fall war der eines 10-jährigen Mädchens, die seit ihrem 6. Lebensjahr von ihrem Onkel vergewaltigt wurde und infolge dieses Verbrechens schwanger wurde; legale Abtreibung sind in bestimmten Situationen wie Vergewaltigung in Brasilien seit 70 Jahren erlaubt, aber trotzdem weigerte sich, das Gesundheitsamt in Espírito Santo, dem Staat, in dem das Mädchen lebte, die Abtreibung durchzuführen. Die Familie musste in den Bundesstaat Pernambuco reisen, um das besagte Recht zu garantieren (Hinweis: die Hauptstädte von diese Staaten sind mehr als 1400 km voneinander entfernt); die legale Abtreibung wurde durchgeführt inmitten starker Proteste fundamentalistischer religiöser Gruppen.
Einige aktuelle Initiativen der MST
In diesen Zeiten der Pandemie gibt es viele Initiativen des MST. Wir haben die politische Bildung priorisiert: die Nationale Schule Florestan Fernandes (ENFF) organisierte eine digitale Plattform mit Studienleitlinien, Diskussionsgruppen und Fernkursen, an denen verschiedene AktivistInnen im ganzen Land teilgenommen haben (hier verfügbar).
Im Bereich der Kommunikation haben wir permanente Räume für die Sozialisierung von dem, was die Landlosen Organisationskultur repräsentiert, gefördert, wie im Comida de Verdade Programm (verfügbar hier) und wir haben essentielle Themen aus dem brasilianischen und internationalen Kontext diskutiert in dem Programm Café com MST (hier verfügbar).
Wir orientieren unsere politischen Taktiken an drei Prioritäten, zusammen mit unserer sozialen Basis, unserer Militanz, mit Verbündeten im Verhältnis mit der Gesellschaft:
1. Aktiver Widerstand bei der Verteidigung der eroberten Gebiete wie im Fall von Quilombo Campo Grande 2. Notfallplan für die Agrarreform des Volkes mit Maßnahmen zur Bewältigung der Wirtschaftskrise und der Pandemie 3. Klassensolidarität – seit Beginn der Pandemie haben wir 3.100 Tonnen Lebensmittel verteilt und mehr als 50.000 Teller mit Lebensmitteln für Menschen in Situationen sozialer Vulnerabilität.
Wir kümmern uns um uns selbst, leisten Widerstand, studieren, kämpfen und arbeiten. Unsere Kampagne Bäume pflanzen, Gesunde Lebensmittel produzieren (das Ziel ist es, in 10 Jahren 100 Millionen Bäume pflanzen) ermutigt uns. Es wird von landlosen Kindern und Jugendlichen vorangetrieben.
Wir haben eine großartige Kampagne begonnen, für den Wiederaufbau unserer Schule Eduardo Galeano, die von der Militärpolizei während der Räumung in Minas Gerais zerstört wurde. Wir werden sie Ziegelstein für Ziegelstein wieder aufbauen, weil Bildung ein offenes Fenster ist zu Wissen und Freiheit für unsere Bewusstsein.
MST rushing to get books out of their school before it is destroyed
For three days more than 450 landless families of the Movement of
Landless Rural Peasants (MST) resisted a violent eviction from their
community by the State Military Police in the settlement of Camp Quilombo Campo Grande, in the Brazilian state of Minas Gerais.
During this attack, which lasted more than 60 hours, the Military
Police destroyed houses with tractors and the “Eduardo Galeano” school,
was destroyed by a backhoe, as the children who attended it were
scrambling to try to save their books and toys. The MG Military Police
responded by throwing gas bombs, while the community resisted without
sleep. Ultimately the security forces set the place on fire, and using
helicopters they dropped ashes destroying houses and crops to intimidate
the farmers.
For the past 22 years, on the land of an abandoned sugar cane plant,
these families have been producing healthy food. According to the MST
in 2019 they produced 8,500 bags of the popular Guaií Coffee and on
1,100 hectares of land 150 varieties of pesticide-free crops such as
corn, beans, honey, legumes, vegetables, chickens, cattle and milk.. Now
in the midst of the pandemic, these 450 families have nowhere to go,
with no work or school.
The MST farmers have been in constant dispute with the owners of the
company ownership of the site of the failed Ariadnópolis plant, owned by
Companhia Agropecuária Irmãos Azevedo (Capia), which ended its
activities in 1996, since the occupation and revitalization of the land
since 1998. When the company went bankrupt, the owners of the company
left behind labor debts and the land in a situation of total
abandonment.
The struggle ended up in the agrarian court that ruled that 26
hectares of land had to be returned to the titled owners. However, a
later decision by Roberto Apolinário de Castro, judge of the Agrarian
Court of TJ-MG, increased the total to be reinstated to 52 hectares,
increasing the number of affected families.
In an interview with Brasil de Fato, Esther Hoffmann, from the
national coordination of the MST, defined reintegration as illegal.
According to them, the families had already left the area foreseen in
the court sentence.
“The police continue to threaten to go beyond the court decision,
which are family parcels, which are not contained within the process of
this eviction order. What they want is to illegally evict the families
that produce, live, have their buildings and families in that area for
more than 20 years,” she said. Basically undermining the entire project.
“They put us at risk, they evicted us in the middle of the pandemic.
They are putting families at risk of contamination,” Hoffmann denounced
hours before the reintegration.
Even more suspicious was that according to the director, the State
Public Defender’s Office and the Public Prosecutor’s Office itself
notified the Agrarian Court of the Court of Justice of Minhas Gerais
(TJ-MG) that the area provided for in the decision had already been
vacated.
The Quilombo Campo Grande has 11 campsites organized in the area. On average, 600 hectares of the land are planted every year.
On the other hand, the businessman Jovane de Souza Moreira is asking
for the eviction of the families, who are trying to reactivate the
failed plant to comply with a commercial agreement with Jodil
Agropecuária e Participações Ltda. The owner of the company in question
is João Faria da Silva, considered one of the largest coffee producers
in the country.
Judge Walter Zwicker Esbaille Junior, of the Court of Justice of
Minhas Gerais (TJ-MG) even determined the recovery in November 2018 in
the first instance. However, Judge Marcos Henrique Caldeira Brant
suspended the decision.
As the international financial crisis, exacerbated by the pandemic,
deepens these 450 families are left out for the search of profit.
Meanwhile the MST has launched a campaign of worldwide condemnation.
Englische Übersetzung des brasilianischen MST-Artikels, ergänzt durch Fotos aus dem Camp Quilombo Campo Grande.
Source: Resumen Latinoameicano, translation North America bureau