Pressrelease: 8th of March: Women occupy news publisher ‚O Globo‘ in defense of democracy

“As ‘O Globo’ attempts to coup against this year’s elections in Brazil, the women organize the reaction” is the major motto of the activists.

This 8th of March, 800 women of different social movements occupied the printing plant of the newspaper in Rio de Janeiro. It belongs to the newsgroup “Globo Comunicação e Participações S.A”, which is the biggest in Latin America and in a monopoly position within Brazil.  The activism started today at 5:30 in the morning in order to denunciate the decisive impact of that company on the instability of Brazilian politics and shed light on the complex interconnections of resent  occurrences.   Weiterlesen

Artikel: Landkonflikte in Brasilien: Gerechtigkeit im Fall Felisburgo? Auftraggeber des Massakers im Gefängnis.

von Benjamin Bunk, Belo Horizonte

Am 20. November 2004 wurden in der Nähe von Felisburgo, in der Grenzregion zwischen den Bundesstaaten Minas Gerais und Bahia, fünf Sem Terra (Mitglieder der  brasilianischen Landlosenbewegung MST), bei einem Überfall durch einen Großgrundbesitzer und seine Privatmiliz ermordet sowie 12 weitere Personen verletzt. Seit gestern, 14. Dezember 2017, sitzt der Auftraggeber in Haft. (Ähnlich erschienen auf Amerika21)

Hört man derzeit aus Brasilien vor allem negative Schlagzeilen rund um die Kürzungen von Staatsausgaben, sowie großflächige Privatisierungsvorhaben unter der derzeitigen de-facto Regierung Michel Temer, hier eine positive Nachricht aus dem größtem Land Lateinamerikas. Der Fall Felisburgo erregte damals internationale Aufmerksamkeit, nicht nur, wegen der Brutalität des Überfalls, sondern auch weil der beteiligte Auftraggeber, Adriano Chafik Luedy, im Jahr 2013, also 9 Jahre danach und nach zähmen, monatelangem Ringen, zu 115 Jahren Haft verurteilt wurde. Jetzt, weitere vier Jahre später, sitzt er im Gefängnis. Weiterlesen

Kommentar: Zur aktuellen Situation Brasiliens und der Landlosenbewegung MST (Wolfgang Hees)

Seit dem Putsch gegen Präsidentin Dilma steht Brasilien am Rande des Chaos. Massenproteste gegen den amtierenden Präsidenten Temer unter dem Motto  „Fora Temer“ (Temer weg) sind allgegenwärtig und die Akzeptanz des Präsidenten durch die Bevölkerung liegt bei nur noch 3%. Temer ist zum zweiten Mal von der Staatsanwaltschaft wegen Korruption angeklagt, aber er versucht vor seiner drohenden Amtsenthebung noch so viel wie möglich seines neoliberalen Projektes durchzusetzen und ebenfalls so viel wie möglich von den Erfolgen der vorhergehenden PT-Regierungen zu zerstören. Damit zahlt er seine Schulden an die, die ihn beim Putsch unterstützt haben und nun ihren Anteil fordern. Weiterlesen

Tödliche Landkonflikte in Brasilien – Massaker in Taquaraçu (2017), Bericht der CPT (2016)

Seit dem kalten Putsch in Brasilien – teils auch schon im spannungsgeladenen Vorfeld, ist die Zahl der Landkonflikte in Brasilien wieder drastisch angestiegen. Vor allem aber werden sie wieder in einer Brutalität ausgetragen, wie sie in den letzten Jahren eher unüblich war. Beinahe wöchentlich erreichen uns Pressemitteilungen der CPT und MST.

Erst letzte Woche kam es zu einem Massaker in Taquaruçu do Norte (Colniza), im entlegenen Norden Mato Grossos, mit 10 Toten (fwd: Artikel deutsch; Notiz der CPT). Nur wenige Tage danach kam es auch im Norden von Minas Gerais, auf der Fazenda América, zu Schüssen durch ‚Privatmilizen‘ und einen weiteren Überfall androhten. Beides sind Regionen in welchen sich aktuell die Agrargrenze verschiebt (u.a. aufgrund anderer Nutzungsmöglichkeiten durchGentechnik und Pestizide). Beide Vorfälle waren vorab angekündigt worden und dienen zur ‚Neuordnung‘ seit längerem bestehender Konflikte angesichst der ‚Untätigkeit‘ der Justiz in solchen Fällen. Sie zielen aber auch auf die Einschüchterung einer ganzen Region und als Botschaft einer neue Atmosphäre der Gewalt.

Zu Beginn der vergangenen Woche, am 17. April (dem int. Tag der Landlosen und 21. Jahre nach dem Massaker von Eldorado de Carajás) hat die CPT ihren jährlichen Bericht zu Landkonflikten für 2016 vorgestellt. Laut dem Berischt sind im vergangenen Jahr 61 Kleinbauern, Indigene und Landlose in Auseinandersetzungen um Land ermordet worden – ein Anstieg von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert seit 2003. Ferner sind 2016 die Fälle von Vertreibungen von Kleinbauern um 232 Prozent gestiegen. In 2017 erfasste die Landpastorale vor dem Massaker von Taquarau/Colniza bereits zehn Morde.

Die zunehmenden Landkonflikte sind einerseits ein deutliches Zeichen dafür, dass in dieser unsicheren und veränderten politischen Konstellation auf Bundesebene Großgrundbesitzer, die Agrarlobby oder lokale Autoritäten die Dinge wieder auf ihre Weise ‚regeln‘ – und es auch tatsächlich können. Zum anderen sind es die Auswirkungen der partiell außer Kraft gesetzten Agrarreform und dem sich aktuell vollziehenden Umbau und Autonomieverlust des INCRA (als Verwaltungsbehörde welche nun direkt dem Präsidialamt Temers unterstellt ist). Die neue Regierung strebt eine ‚Neuordnung‘ der zahlreichen ‚ungeklärten‘ Besitzverhältnisse an – aber nicht um diese der Agrarreform zur Verfügung zu stellen, sondern um die vermeintlichen und durch Korruption erkauften Ansprüche der Großgrundbesitzer zu legalisieren.

Die Art und Weise der Austragung der Landkonflikte hatte aufgrund der stärkeren Intervention der Bundesbehörden seit Lulas Amtsantritt demokratischere Züege angenommen (bsp. Justiz auf Bundesebene; bsp: Anti-Sklaverei Behörde. Aber weit davon entfernt, gut zu sein. Jedoch fast nur dort wo es Verschiebungen der Agrargrenzen im Nordosten, im Amazonasgebiet oder bei Staudammkonflikten zu beobachten gab). Die aktuelle Erruption von Gewalt aber zeigt deutlich, dass weder die Konflikte gelöst, ologarchische Strukturen verändert oder die Einstellung der lokalen Großgrundbesitzer sich verändert haben.